Dänsên 55

Dänsên 55

Die Überraschung erweitert sich
zum Glotzen des Terrors,
ruft gellende Fratzen hervor,
zwiegespalten von Natur!
Der Schreck sitzt tief,
kam aus verborgnen Winkeln.
Rauchige Essenzen mischen sich
zu einer tödlich üblen Suppe,
gipfeln in Fontänen des Verderbens!
Ins klamme Gemäuer der tiefen Kammer
zieht kreischend sich der Vorhang zurück.
Schatten ohne Quelle geistern umher,
fürchterlich spiegelnd und sich verzerrend,
zeichnen Konturen des Wahnsinns.
Des Schreckensmeisters Präsenz ist seltsam bewusst,
brennender Tod und ewiges Leben
liegen gleichsam lauernd, drohend in der Luft.

Dänsên 55.6

Unendlich langsam und doch unaufhaltsam
erfüllt schaudrig schummriges Licht
die neue, abgespaltne Wirklichkeit,
des Großmeisters Schreckenskabinett.
Aus dunkler Ecke entspringt die Grauensbühne
wie aus einer andren, fremden Welt.
Gewohnte Grenzen entflimmern
dem wachsam suchenden Blick,
lösen schallende Bestürzung aus.
Tanzende Götzen, belebt von trommelnden Scharen,
geboren im Feuer, strotzend vor Kraft.
Teils körperhafte Biester brausen,
wirbeln und taumeln, bäumen irr sich auf
im rasanten Licht- und Farbenspiel.
Erst nur leichtes Geplänkel,
schließlich schreckliche rohe Gewalt,
bereit zum Überfall ungehemmter Macht,
zum Vorspiel des Endspiels,
zum Finale des Grauens,
dem Zerschmettern der Beute.

Dänsên 56

Gelähmt vom Getose und Gebrause,
fasziniert von wirbelnden Dingen und Farben,
versuche gleichsam ich zu flüchten.
Der Zug der tosenden Bewegung
fährt drohend mir in den Nacken,
ruft Angst und panische Gefahr zurück.
Der Schock rast tief durch Mark und Knochen,
doch ich fühl mich seltsam geborgen
in den Fängen des Bösen!
Vollends noch immer nicht erwacht,
Bewundrung weicht Entsetzen, Bestürzung!
Doch ein einst verborgner Vorhang,
der Zwilling des andren, jedoch eisern,
hindernd mich an rettender Flucht
vor heranwallender Bedrängnis.
Hilflos unterlegen, schaudernd ausgeliefert
der unvergleichlichen Gewalt!

Dänsên 57

Klirrender Klang aus bekanntem Weltenreich
ruft den Verstand zur Vernunft zurück,
nimmt das Getose den schrecklichen Drei,
löst die Gedanken vom Bann der Verzweiflung.
Der klimpernden Taler silberner Laut
lässt Wandlungen beginnen,
vermindert die unglaublichen Biester
zu loser Häufung zweckentfremdeter Dinge,
begleitet durch wirbelnde Rosetten
von gleißend glühendem Glanz.
Verschwindend der Vorhang eiserner Gestalt,
gibt widerwillig preis den Weg zurück.
Bergender Mantel, ergriffen durch der Götzen Macht,
droht zu entzweien die körperliche Einheit,
doch von mir gehindert
durch dröhnenden Beraubungsschrei.
Plötzlich wieder verschmelzend das rettende Tor,
zugleich sich lösend
der krallenden Umarmung stetiger Zug.

Dänsên 58

Von neuem beginnt der krankhafte Ritus,
die Rückverwandlung der Bestien kündigt sich an.
Aufgetürmte Dinge dröhnend,
frenetisches Gebrause, brausendes Getose!
Abscheulich schillernde Bänder des Entsetzens
umhergewirbelt durch ungezähmte Beschwörung.
Die Besinnung kommt hoffnungslos verspätet,
der letzte Gedanke.
Ätzende Schwaden gruftig verdorbener Luft
mischen sich zur Ausrottung,
zum Ende aller Menschlichkeit,
zwingen mich zum Atmen
der brausenden Biester verpestet vergifteter Züge.

Dänsên 59

Blitzartig entrissen der grausig verdrehten,
endlos gequetschten, augenblicklich zerfetzten Hülle,
grausam entstellt, als Ganzes nicht erkennbar,
gleitet die Seele auf fantastisch krampfhaften Bahnen
dem ewigen Ende entgegen.
Gezwungen zu manischen Tänzen,
gequält und schmerzend,
zeitlos versklavt zum Dienen des Unfassbaren,
hoffnungslos gefangen, unmögliche Wiederkehr.

Gekocht am 11. Januar 2004.