Ghalerius Maximus (Teil 1)

Die römische Galeere bahnte sich mit mäßigem Tempo ihren Weg durch die brodelnden Wellen des Jordan. Das erste Ziel der langen Reise, die für ihren Fischgestank bekannte Hafenstadt Uthganau, tauchte bereits aus dem dichten Dunst auf, als der befehlshabende Zenturio Ghalerius, ein stattlicher und angesehener Feldherr mittleren Alters, von seinem Obermaat Bonzen-Django unsanft aus seinem oberflächlichen Schlaf gerissen wurde. Nach dessen sofortiger Exekution und anschließender Degradierung wurde der Leichnam noch vor dem Frühstück behutsam einbalsamiert und zur Konservierung in Rum eingelegt.

Zenturio Ghalerius befahl nun das Anlegen an den Hafen von Uthganau, und es war gegen Mittag, als die Besatzung hungrig an Land ging. Der ortskundige Marschall Rupius Dekadentius führte das Dutzend zielsicher entlang der felsigen Küste in den nördlichen Teil der Stadt, der für seine Verruchtheit überall berühmt war. Hier galt es eine kostbare Lebendfracht zu empfangen, namentlich die heilige Prostituierte Anna McKiwitz, die sich auf der ständigen Flucht vor dem wutentbrannten Minotaurus von Kreta befand. Der Zenturio war im Herzen ein guter Mann und willigte ein, besagtes Frauenzimmer gelagert in einer mit Stroh ausgekleideten Holzkiste gegen nichts weiter als freie Nutzungsrechte für sich und seine Offiziere bis zum Dreieck von Madagaskar mitzunehmen.

Nachdem man ein üppiges Mahl zu sich genommen und die Gaststätte auf Grund von Disputen mit einer Bande von Freibeutern bis auf die Grundmauern niedergerissen hatte, wurde die Fracht an Bord gebracht und die Galeere klar zum Auslaufen gemacht. Zenturio Ghalerius übergab das Kommando an seinen stets loyalen und dickbäuchigen ersten Offizier Diethelm und zog sich in seine Kabine zurück. Besagter notierte verwirrt in sein Logbuch: „Freie Sicht himmelwärts; Flottenkommando klar zur Sanktion und Tintenfisch Steuerbord voraus“.

Für den nächsten Tag waren zwei Feueralarm- und eine Meuterei-Übung angesetzt. Letztere wurde jedoch wegen schlechter Sicht kurzfristig abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch sollte sich dies noch als schwerer Fehler des Zenturios erweisen.

Gekocht am 2. Oktober 2006.
Zuletzt aufgebraten am 12. Mai 2014.


Alle Texte in dieser Reihe

  • Teil 1
    diagnostiziert am 2. Oktober 2006
  • Teil 2
    diagnostiziert am 14. Oktober 2006
  • Teil 3
    diagnostiziert am 24. Oktober 2006
  • Teil 4
    diagnostiziert am 7. November 2006
  • Teil 5
    diagnostiziert am 2. Dezember 2006